Yoga

Spricht man im Westen von Yoga, wird darunter oftmals die Praxis ver­schie­dener Körper­haltungen ver­standen. Die vielen gesund­heits­fördern­den Aspekte des Yoga wirken dem weit ver­breiteten Bewegungs­mangel entgegen und vitali­sieren den gesamten Körper.

Diese Wirkungen sind inzwischen wissen­schaftlich belegt und werden von vielen praktizieren­den Menschen sehr geschätzt. Und dennoch liegt der Sinn des Yoga tiefer.

Yoga ist eine seit Jahr­tau­sen­den überlieferte Philo­sophie aus Indien. Das Wort „Yoga“ stammt aus dem Sans­krit und wird ab­geleitet von der Wurzel „Yuj“. Diese hat ver­schiedene Bedeutungen: vereinigen / verbinden, aber auch Inte­gration. Gemeint ist zum einen die Ver­bindung von Körper, Geist und Seele. Zum anderen die Fähig­keit des Men­schen, alle Aspekte seiner Per­sönlichkeit zusammen zu bringen und zu integrieren. Der Yoga umfasst somit beides: das Ziel, das man erreichen möchte und die Methode, mit der man dieses Ziel erreichen kann. Yoga ist als ein Weg (zurück) zur verborgenen Mitte des Menschen zu verstehen.

Im Laufe der Zeit durchlief der Yoga viele Ent­wicklungs­stadien, ver­schiedene Schulen ent­standen und es bildete sich eine große Anzahl von Tech­niken. „Trotz unter­schiedlicher Schwer­punkte war das Ziel für alle gleich: Die Bewe­gungen des Geistes zur Ruhe zu bringen.“ (aus: Dr. M.L. Gharote: Grund­gedanken des Yoga).

Etwa 600 Jahre n. Chr. entwickelte sich der körper­orientierte Hatha-Yoga, der sich seit knapp hundert Jahren immer mehr in den westlich orien­tierten Ländern verbreitet. Die Silbe „ha“ bedeutet Sonne, die Silbe „tha“ heißt übersetzt Mond – somit steht Hatha für Sonne und Mond. Diese Bedeu­tung ist sym­bolisch zu verstehen: es geht um die Ver­einigung zweier gegen­sätzlicher Kräfte. Den Aus­gleich dieser beiden Energien zu finden ist letztendlich das Anliegen von Hatha-Yoga.

Patanjali, ein indischer Gelehr­ter,  verfasste 195 Yoga-Sutras, die  das Wesen des Yoga auf der Grund­lage eines acht­stufigen Weges erklären. Es wird an­genommen, dass diese Grund­lage aller Yoga-Systeme aus Über­lieferungen zwischen dem 2. Jahr­hundert v. Chr. und dem 5. Jahr­hundert n. Chr. stammen. Patanjali fasste in den Sutras das zu seiner Zeit vor­handene Wissen über Yoga zu­sammen und gab ihm eine Struktur.

Die acht Sutras nach Patanjali

Yamas

Ethische Grundlagen

OM Symbol

Niyamas

Innere Disziplinen

OM Symbol

Asana

Körperhaltungen

OM Symbol

Pranayama

Atemlenkung

OM Symbol

Pratyahara

Zurückziehen der Sinne

OM Symbol

Dharana

Konzentration

OM Symbol

Dhyana

Meditation

OM Symbol

Samadhi

Erleuchtung

Die acht „Stufen“ sind mit­ein­ander ver­bunden, so dass sie auf­einander auf­bauen. Damit ist jede Stufe un­ver­zicht­bar, das heißt, keine ist besser oder wert­voller als eine andere.
In den Yoga-Sutras fin­den wir zwei hilf­reiche An­regungen, um den Geist zu ordnen und zu klären und da­durch die leid­vollen Span­nun­gen zu reduzieren:

Das Ein­halten einer be­stimm­ten Übungs­praxis – des Acht­glied­rigen Weges – und das Ent­wickeln einer inneren Ein­stellung von Ge­lassen­heit.